WK 36 Nordsachen

„Ein gutes Klima für alle“

von Nick Leukhardt, Torgauer Zeitung

Liptitz. Barbara Scheller will sich für den Umweltschutz und eine gute Flüchtlingspolitik im Landtag einsetzen. Sie geht für Die Grünen im Wahlkreis 36 an den Start.

„Das hier ist Ibrahim. Er  kommt aus Sierra Leone, lebt seit zwei Jahren in Deutschland und macht ab sofort eine Ausbildung zum Mechatroniker“. Schon als mir Barbara Scheller den 18-jährigen Flüchtling vorstellt, den sie als Begleitung zu ihrem Interview mitgebracht hat, ist klar, was für sie wichtig ist. Die 60-jährige Landtagskandidatin für das Bündnis 90/Die Grünen legt großen Wert auf ein freundliches Miteinander. Nicht nur unter Deutschen, sondern unter allen Menschen. Das macht sie nicht nur explizit im Gespräch, sondern auch durch ihre Taten immer wieder deutlich.

Eine Frau aus dem Volke

Barbara Scheller 1958 in Oschatz geboren, zog jedoch mit 20 Jahren in den kleinen Wermsdorfer Ortsteil Liptitz, in dem sie auch heute noch mit ihrem Mann lebt. In den 70er-Jahren absolvierte sie eine Ausbildung zur Anlagentechnikerin in einer Filzfabrik, studierte anschließend Automatisierungstechnik in Forst bei Cottbus und arbeitete dann in den 80ern in Kemmlitz als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den dortigen Kaolin-Werken. Im Jahr 1985 übernahm Scheller dann die Leitung einer Produktionsfirma für Kindertaschen, welche sie bis zur Wende inne hatte. Anschließend kümmerte sie sich bis ins Jahr 1998 um die Kalkulationen im Familienbetrieb ihres Bruders, der Dachdeckerei Korn in Oschatz, bevor sie dann völlig überraschend ihren ersten Fuß, zumindest beruflich, in politische Gefilde setzen durfte.

„Das ging alles ganz plötzlich, von heute auf morgen“, erinnert sich die 60-Jährige. „Ein Freund von mir wurde überraschenderweise für die Grünen in den Bundestag gewählt und brauchte jemanden, der sich um sein regionales Parteibüro in Oschatz kümmerte.“ Barbara Scheller freute sich über die neue Herausforderung, nahm diese dankend an und sorgte damit dafür, dass in Oschatz ein Regionalbüro der Grünen existiert, welches auch heutzutage noch für die Sorgen und Probleme der Bürger offen steht.

Kein politischer Neuling

Doch die Arbeit im Regionalbüro der Grünen war keinesfalls Barbara Schellers erster Kontakt mit der Partei und auch nicht mit politischer Arbeit. Denn bereits in den Jahren 1990 bis 1995 agierte sie als stellvertretende, ehrenamtliche Bürgermeisterin von Liptitz. Angetreten war sie damals zwar auch schon für die Grünen, jedoch war sie zu diesem Zeitpunkt noch kein Mitglied der Partei. „Ich wollte einfach immer selbst entscheiden, unabhängig von Parteipolitik.“

Parteimitglied wurde sie fünf Jahre später dann allerdings doch, um laut eigener Aussage der Partei etwas zurückzugeben. Diese habe ihr gerade in der Zeit der Eingemeindung  von Liptitz 1995 den Rücken gestärkt und sie gut unterstützt. 1999 wurde Barbara Scheller dann sogar Kreissprecherin der Grünen. Ein Amt, welches sie sage und schreibe 18 Jahre innehatte, bis sie es 2017 in jüngere Hände legte und sich auf Flüchtlingspolitik konzentrierte. Zehn Jahre Landesvorstandsarbeit für die Sächsischen  Grünen bringt sie ebenfalls als Erfahrungsschatz mit.

Ein Herz für UMAs

Doch neben der Arbeit als Lokalpolitikerin gab es ab 2015 noch ein weiteres Thema, welches Barbara Scheller  beschäftigte. Als in diesem Jahr die Flüchtlingswelle Deutschland erreichte und vor ungeahnte Herausforderungen stellte, engagierte sie sich für so genannte UMAs, also unbegleitete minderjährige Asylbewerber, für die in Lampersdorf ein eigenes Aufnahmezentrum gegründet wurde. Das Haus musste dringend mit Personal besetzt werden, aber es fand sich kaum jemand für das Team. Also habe ich es gewagt. 15 Jungs waren immer zeitgleich in dem Haus untergebracht und ich kümmerte mich um sie. Das war ein harter Job, teilweise habe ich 60 Stunden in der Woche gearbeitet, 24-Stunden-Schichten waren an der Tagesordnung.“

Auch vorher waren ein harmonisches Zusammenleben und die Integration ausländischer Mitbürger wichtige Themen in Barbara Schellers Leben, doch mit der Arbeit mit den UMAs rückten sie für die heute 60-Jährige ganz klar in den Vordergrund und sind heute auch die Kernthemen der Landtagskandidatin.  
„Wir gehen das Thema Asyl völlig falsch an und kreieren damit Probleme, die wir eigentlich komplett vermeiden könnten“, betont  sie immer wieder. Als „bestes“ Beispiel führt sie dabei eine Situation an, welche sie bereits erlebt hat. „Die Flüchtlinge kommen hier an und dürfen kein Deutsch lernen, bis ihr Asylstatus geklärt ist. Die sitzen in ihrem Heim und starren die Wand an, anstatt Deutsch zu lernen und danach arbeiten zu gehen.“ Ihrer Meinung nach könnte ein großer Teil der Straftaten, welche durch Flüchtlinge begangen werden, durch einen umgehend beginnenden Deutschkurs verhindert werden. „Die Jungs sitzen den ganzen Tag in ihren Heimen rum und starren die Wand an. Da ist es doch logisch, dass sie dann irgendwann auf dumme Gedanken kommen und irgendetwas anstellen.“

Politik fürs gute Klima

Doch auch die „klassischen grünen Themen“, also vor allem Themen im Bereich Umwelt und Klimaschutz, beschäftigen die Wermsdorferin. „Es braucht Pflanzoffensiven in den Städten und Wäldern und eine Konzentration auf erneuerbare Energien“, fasst sie es ganz knapp zusammen. Für diese und noch weitere Themen möchte sie im Sächsischen Landtag kämpfen, immer mit der Partei im Rücken, aber als Person doch unabhängig. „Das ist das, was für  mich die Grünen auch ausmacht. Es wird nicht von oben irgendetwas diktiert, sondern immer gemeinsam besprochen, diskutiert und erarbeitet.“

Und auch ein eigenes Motto für ihre Kandidatur hat sich Barbara Scheller formuliert. „Ein gutes Klima für alle“ lautet es und soll all das zusammenfassen, wofür sie und ihre Partei stehen. „Ein friedliches Zusammensein und die Bewahrung der Schönheit unserer Erde. Das sind die beiden wichtigsten Dinge und für die möchte ich mich im Landtag einsetzen.“

In 160 Zeichen

Sicherheit
Sicherheit ist das Gefühl des einzelnen Menschen, unversehrt  und ungestört sein Leben gestalten zu können.
Sicherheit beginnt mit dem Erlernen der Streitkultur fürs Leben in Kita und Schule.

Bildung
Bildung mit der man rechnen kann. Bildung beginnt in der Kita und begleitet uns ein Leben lang. Die Jobs der Zukunft fordern ständige Weiterbildung im Beruf.

Infrastruktur
Infrastruktur wird durch Steuern finanziert und wird dem Bürger von der Gemeinde, der Stadt und dem Land bereitgestellt, damit er seinen Alltag meistern kann.

Umweltschutz
Umweltschutz ist Menschenschutz, denn nur in unserer Umwelt können wir überleben.

Soziales
Soziale Standards sind in der Marktwirtschaft durch die politischen Akteure festzulegen und zu kontrollieren.

Wirtschaft
Wirtschaft ist die Existenzgrundlage unserer Gesellschaft. Alle infrastrukturellen, sozialen und kulturellen Ausgaben werden aus den Erlösen der Wirtschaft gespeist.

Quelle: Torgauer Zeitung 07.08.2019

Verwandte Artikel